Zarathustra als Erzieher. Neue Wege zu Nietzsches Meisterwerk.
Wissenschaftliche Leitung: Fabien Jégoudez (Paris) und Paolo Scolari (Milano)
- Juni 2025 – Nietzsche Dokumentationszentrum (Naumburg an der Saale)
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Wie hoch Nietzsche sein Meisterwerk Also sprach Zarathustra schätzte, liest man ohne Zweifel im Jahre 1888: „Man weiss bis dahin nicht, was Höhe, was Tiefe ist; man weiss noch weniger, was Wahrheit ist.“ (EH, Zarathustra, 6). Dass Nietzsche/Zarathustra ein Erzieher ist und sich selbst erzieht, um die anderen zur Selbst-Erziehung zu mahnen, ist allerspätestens seit Martin Havenstein 1922 in der Sekundärliteratur schon bekannt. Dieses Thema könnte aber noch neue Wege der Interpretation bieten. Warum gibt es im Zarathustra eine deutliche Umwertung der Semantik, was die Erziehung betrifft? Warum erscheint, besonders in diesem Werk, immer noch fortlaufend die Bildung als Pseudo-Bildung und warum taucht der Begriff „Züchter“ (Za III, Tafeln, 12; Za IV, Honig) auf? Wozu dieses Vokabular und inwiefern inszeniert sich Zarathustra selbst explizit als „Züchter“, statt als Erzieher? Und wozu wird die „Lehre“ des Übermenschen eigentlich sogleich angekündigt (Za I, Vorrede, 3)? Soll nun der Übermensch als Typus als die Frucht einer „wahren Bildung“ oder einer „Züchtung“ (wie es ab 1885 in JGB thematisiert wird) oder beides erscheinen und in welchem Sinne?
Folgende Themen bietet die Tagung zur Untersuchung an:
- Die Semantik der Erziehung, das heißt Bildung und „Züchtung“ (Schank 2000), könnte in Also sprach Zarathustra anhand des zur Zeit Nietzsches verfügbaren wissenschaftlichen Materials (Brüder Grimm-Wörterbuch, Nietzsches Bibliothek…) neu und weiter erforscht werden.
- Die Bildung erscheint in Also sprach Zarathustra als Pseudobildung und wird immer negativ bewertet. Nichtdestotrotz scheint die „wahre Bildung“ (ZB) ein bedeutender Teil von Nietzsches Natur-Kulturprojekt zu bleiben und eine „Futurität der Bildung“ (Felix Christen 2024) zu implizieren.
- Die Zusammenhänge zwischen dem Übermenschen als Typus wie auch als „Einsam-Wandler“ (NF-1882, 4 [94]) und dem Begriffskomplex Bildung/Erziehung/„Züchtung“ könnten gründlicher untersucht werden.
- Neu erleuchtet werden könnte auch die Dualität Erzieher/Lehrer, da Zarathustra als beides erscheinen kann, sowie seine eigenartige Lehrer-Schüler-Beziehung, wie zum Beispiel aus dem Kapitel Za III, Tugend hervorgeht.
- Was sind Bedeutung, Wert und Tragweite der Selbsterziehung in Also sprach Zarathustra?
- Auseinandersetzungen mit Gustav Nauman 1899-1901, Martin Havenstein 1922 und Katharina Grätz 2024 (Nietzsche- Kommentar 4/1 und 4/2) sind willkommen und können mit den vorigen Themen verbunden werden.
Bitte senden Sie Ihr Abstract (300 Wörter) mit kurzem Lebenslauf bis zum 31. April 2025 an: info@nietzsche-gesellschaft.de
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