Also sprach Zarathustra, nach Friedrich Nietzsche

Heidrun Siebert Produktion, Theater Zerbrochene Fenster, Berlin, Vorstellungen: 24.-27. Febr., 2.-6. und 09.-13. März 2006

Nietzsche nannte diese Dichtung das „fünfte Evangelium“. Im Rahmen einer „Heiligen Schrift“ predigt der Prophet Zarathustra die „Umwertung aller Werte“. Er entwirft das Fernziel „Übermensch“, den freien Geist, der in voller Bejahung seiner selbst, der Erde und des Lebens keine Fremdbestimmung duldet.

Für Peter Sloterdijk war Nietzsche ein Trend-Designer der individualistischen Welle, deren Leitphänomen das Bedürfnis sein würde, sich von der Masse zu unterscheiden. Das Verlangen des Einzelnen anders und besser zu sein, als die übrigen, wurde das Thema das 20. Jahrhunderts. Nietzsches Beschwörung der individuellen Vitalkraft, der „Vernunft des Leibes“, der Tugend des „ganz aus sich selbst Schaffens und über sich hinaus Schaffens“ wird in der Aufführung über einen Akt von Mann und Frau in Szene gesetzt. Der Akt ist die Kulmination von Sinnsuche und Sinnstiftung auf leiblicher Ebene, mit allen Krisen, Siegen und Niederlagen. In ihm wird das Spannungsfeld von Individualität und Gemeinschaft körperlich ausgetragen.

Es fällt uns heute schwer die Begriffe Individualität und Konformität zu definieren. Scheinbar stehen uns unendliche Möglichkeiten der Selbstentfaltung offen. Gleichzeitig erleben wir ein wachsende globale Gleichschaltung von Kultur, Wertesystemen und Marktgesetzen. Unsere persönlichen Gedanken und Visionen sind Widerspiegelungen medialer Inputs und damit Spielball gesellschaftlicher Kräfte. Wir leben in ökonomischen Abhängigkeiten, die ein Leben außerhalb von Gruppen nicht denkbar macht, gepaart mit einer Zunahme von persönlicher Einsamkeit. In dieser Einsamkeit und persönlichen Ohnmacht wirkt die Vision des Übermenschen als strahlender utopischer Entwurf. „Werde, der du bist.“, so lautet die Verheißung. In ihr klingt Weh und Wonne einer zerrissenen Zivilgesellschaft, eines überforderten Individuums, eines selbstbestimmten, aber heimatlosen Lebensentwurfes.

Die Aufführung widmet sich diesen Fragen!

Darsteller: Katja Teichmann, Giuliana Middelhoff, Markus Schlueter

Regie und Textbearbeitung: Heidrun Siebert
Ausstattung: Katharina Kilian
Dramaturgie: Katja Kettner
Licht: Detlef Graf
Ton: Phillip Hoffmann

Premiere: Freitag, 24. Februar
weitere Vorstellungen: 25. – 27.02., 02. – 06.03. und 09. – 13.03.2006

Beginn: 20.30 Uhr

Publikumsgespräch: 26.02.2006, 12 Uhr

http://www.tzf-berlin.de/PAGE/VORSCHAU.HTM

LoadingMark as favourite

Leave a Reply