Aus Anlass des 150. Geburtstags von Lou Andreas-Salomé spricht in der Reihe Philosophisches Abendgespräch im Nietzsche-Dokumentationszentrum Naumburg am 30.03.2011 um 19.30 Uhr Dr. Cornelia Pechota Vuilleumier aus Genf zum Thema:
Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich. Nietzsches Einfluss auf schreibende Frauen des Fin de siècle.
Durch ihre Nietzsche-Lektüren fühlten sich schreibende Frauen um 1900 ermutigt, ihre eigene Umwertung aller Werte vorzunehmen.
Begegnete Lou Andreas-Salomé dem Philosophen bereits als ebenbürtige Denkerin, so fanden Schriftstellerinnen wie
Franziska zu Reventlow, Gabriele Reuter oder Hedwig Dohm in seinen Werken eine sprachliche Dynamik, die ihrem persönlichen Veränderungs-Drang entgegenkam und ihr Schreiben beeinflusste. Während Frauen im realen Leben noch
meist in traditionellen Rollen gefangen blieben, spiegelten Dichterinnen ihr Kunst- und Bildungs-Begehren in fiktionalen Heldinnen, deren Aufbruch sie nietzscheanisch legitimierten. Wie sie ihre Nietzsche-Rezeption als Lebensphilosophie, Kunstreligion oder Neue Ethik narrativ umsetzten, wird dieser Vortrag im Zusammenhang mit einigen Text-Beispielen hörbar machen.
Cornelia Pechota Vuilleumier lebt als freie Literaturwissenschaftlerin in Genf. Nach langjähriger Tätigkeit als Übersetzerin studierte sie Germanistik, Anglistik und Assyriologie.
Ihre Dissertation, in der es u. a. um Nietzsche geht, erschien 2005 unter dem Titel O Vater, laß uns ziehn! Literarische Vater-Töchter um 1900. Gabriele Reuter, Hedwig Dohm, Lou Andreas-Salomé.
Danach schrieb sie eine vergleichende Studie über Texte von Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé, die 2010 erschien.