Als Nietzsche am 25. August 1900 in der Villa Silberblick in Weimar starb, hatte er sich bereits von einem recht unbekannten philosophischen Schriftsteller zu einem kulturellen Weltereignis verwandelt. Seine Hoffnung, posthum geboren zu werden, hat sich ebenso erfüllt, wie seine Befürchtung, man würde ihn eines Tages heiligsprechen. An seinem Ruhm hatte das Nietzsche-Archiv in Weimar erheblichen Anteil. Die Faszinationskraft von Nietzsches Persönlichkeit und Philosophie ist mit dem Geschick und Ehrgeiz seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche eine Verbindung eingegangen, die in unterschiedlichsten künstlerischen, kulturellen und politischen Kreisen erhebliche (positive wie negative) Resonanzen erzeugte. Nach der ästhetischen und jugendbewegten Aufbruchsstimmung des Neuen Weimar wurde der Kampf um Nietzsche mit den Kriegsausgaben des Zarathustra im ersten Weltkrieg und seiner halbherzigen Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus immer ernster. Danach wollte kaum mehr jemand „Nietzscheaner“ sein. Im Osten war Nietzsche unerwünscht, im Westen verwandelte sich die Kultfigur in einen Klassiker. Aber das Zeug zur subversiven Ikone hat der unwahrscheinliche Superstar aus Röcken offenbar weiterhin. Wie kaum ein anderer Denker begegnet Nietzsche bis heute nicht nur in Universitäten und Bibliotheken, sondern auch in der Kunst, im Kino, in Graffitis, auf T-Shirts und Kaffeebechern.
Anhand der Wirkungsweisen Nietzsches kann man eine Geschichte der Moderne erzählen. Einen Teil dieser Geschichte können Sie sich nun in verschiedenen Ausstellungen und Veranstaltungen durch einen Parcours in Weimar selbst erschließen.
Nietzsche Superstar 2020 (PDF)
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