Vom 13.-18. März 2017, Wielandgut Oßmannstedt bei Weimar
Leitung: Prof. Dr. Duncan Large (East Anglia), Dr. Rüdiger Schmidt-Grépály (Weimar)
Zwischen Nietzsches Veröffentlichungen des Jahres 1887 – Zur Genealogie der Moral, die zweite erweiterte Ausgabe von der Fröhlichen Wissenschaft – und den ersten Anzeichen seiner geistigen Umnachtung Anfang des Jahres 1889 stellte er sechs kürzere Schriften fertig. Das vierte Forum Junger Nietzscheforschung geht der Frage nach, ob die Schriften aus dem letzten Jahr von Nietzsches Schaffen etwas Eigenständiges an sich haben und es verdienen, als zusammenhängende Gruppe betrachtet und erforscht zu werden. Manche frühere Kommentatoren waren der Ansicht, dass diese letzten Schriften seinen Wahnsinn vorwegnehmen und haben die Texte damit herabsetzen wollen.
Der Begriff „letzte Werke“ ist natürlich an sich eine Art nachträglich gebildete optische Täuschung, denn Nietzsche selber betrachtete diese Werke nicht so und freute sich stattdessen auf die unmittelbar bevorstehende Verkündigung seines voraussichtlichen Hauptwerks Der Wille zur Macht. In der Zwischenzeit bemühte er sich, sowohl alte Rechnungen zu begleichen – mit Richard Wagner und den Deutschen (Der Fall Wagner, Nietzsche contra Wagner), mit dem Christentum und der Religion im Allgemeinen (Der Antichrist) – als auch eine vorläufige philosophische Bestandsaufnahme zu machen (Götzen-Dämmerung), sich der Welt angemessen vorzustellen (Ecce homo) und seine „dionysische“ Philosophie poetisch zu gestalten (Dionysos-Dithyramben). In diesen letzten Schriften geht es aber um Vieles mehr – auch um Nietzsches Abrechnung mit der früheren Philosophie und seine Zurkenntnisnahme von neuen Einflüssen, um die Entwicklung von seinen Einstellungen in Sachen Ästhetik und Politik. Diskutiert werden soll auch, ob sich tatsächlich zeigen lässt, wie Mazzino Montinari es versucht hat, dass Nietzsche selbst auf den Willen zur Macht verzichtete oder ob es der geistige Zusammenbruch war, der Nietzsche daran hinderte, das Projekt fertigzustellen.
Unser Forum will Gemeinsamkeiten unter diesen letzten Texten aufspüren und der allgemeineren Frage nachgehen, ob sie schon existierende Einstellungen einfach erweitern oder Neueres einführen. Wir werden im Vergleich mit „klassischeren“ früheren Werken (Die Geburt der Tragödie, Also sprach Zarathustra, Jenseits von Gut und Böse, Zur Genealogie der Moral) versuchen den Status der letzten Schriften zu erwägen. Anhand dieser späten Texte werden wir untersuchen, ob der Begriff „Spätstil“ Nietzsches geeignet ist. Dabei werden wir ebenfalls die Briefe und nachgelassenen Fragmente des gleichen Zeitraums berücksichtigen.
Die Ausschreibung richtet sich an Graduierte (mindestens ab Bachelor) aller Fakultäten. Die Arbeitssprache ist Deutsch. Bewerbungen aus dem Ausland sind willkommen: Das Forum soll den Austausch junger Nietzscheforscherinnen und forscher aus verschiedenen Ländern fördern. Wir bitten um eine formlose Bewerbung, die Ihr Interesse an diesem Thema in einem Umfang von maximal zwei Seiten auf Deutsch zum Ausdruck bringt, sowie um einen kurzen Lebenslauf. Zur Bewerbung eingeladen sind nicht nur Interessierte, die sich in ihrer Bachelor-, Master oder Doktorarbeit mit diesem Themenfeld beschäftigen, sondern auch diejenigen, die Interesse daran haben, ihre Thesen in der Gruppe zur Diskussion zu stellen.
Für die ca. 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden alle anfallenden Kosten über¬nommen (Reisekosten, Unterbringung und Verpflegung). Berücksichtigt werden ausschliesslich Bewerbungen via E-Mail an kolleg-nietzsche@klassik-stiftung.de, die bis 16. Januar 2017 eingehen.
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