Leitung: Friederike Felicitas Günther (Tübingen) und Cathrin Nielsen (Frankfurt)
Zeit ist eines der großen Themen im gesamten Werk Nietzsches. Die kantische Auffassung, dass die Zeit „nicht und nirgends ist außer in euren Köpfen“, notierte sich bereits der Schüler in Schulpforta. Über sein Werk verstreut finden sich die widersprüchlichsten Reflexionen über das Wesen der Zeit: verstanden als dionysische Schöpfungs- und Vernichtungsgewalt, als alles nihilierende Historie oder als ewige Wiederkehr des Gleichen. Demgegenüber profiliert Nietzsche in seinem Werk von Beginn an das widerständige Wesen der anthropologisch-ästhetischen Zeit, gebunden an die Endlichkeit, an die Bedingungen organischen Lebens und an das Gedächtnis. Vom frühen Nietzsche der Tragödienschrift bis hinein in die späten Notate findet sich die trotzig-tragische Bejahung der Lebenszeit: „gegen den Werth des Ewig-Gleichbleibenden“ setzt er den „Werth des Kürzesten und Vergänglichsten, das verführerische Goldaufblitzen am Bauch der Schlange vita –“. Figuren dieser vergänglichen und widerständigen Zeitgestalt – „ein kleiner lebendiger Wirbel in einem todten Meere von Nacht und Vergessen“ – finden sich nicht nur in der ästhetischen Reflexion, sondern ebenso in den Metaphern, Tempi und Leerstellen seines Schreibens selbst.
Bewerbungen mit Abstract und CV (insges. max. 2 S.) bis 31.05.2016
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