Eduard von Hartmann war ein Metaphysiker des 19.Jahrhunderts, der den Bogen zwischen Biologie und spekulativer Metaphysik spannte und versuchte, die besten Erträge des deutschen Idealismus und der Willensmetaphysik Schopenhauers mit dem Entwicklungsgedanken Darwins zu verbinden.
Der Zugang zu diesem einst prominenten und noch zu Lebzeiten fast wieder vergessenen grossen Systematiker und Historiker der Philosophie wird erleichtert durch seine Selbstdarstellung und seine pointierten Essays über Nietzsche und Stirner. Dieser Jubiläumsband zum hundersten Todesjahr macht unter anderen wieder Originalbeiträge Hartmanns zugänglich.
Dieser Jubiläumsband erscheint zum 100. Todestag Eduard von Hartmanns, der am 5. Juni 1906 im 65. Lebensjahr verstorben ist. Bekannt ist Hartmanns Name im Zusammenhang mit Friedrich Nietzsche. Neben einigen Gemeinsamkeiten wie der Auffassung von der Selbstzersetzung des Christentums, dem „Pessimismus der Stärke“ und dem Plädoyer für eine Bildungsaristokratie waren es vielmehr die Differenzen, deren sich beide Denker bewußt waren.
Beide haben den alogischen Willen Schopenhauers in ihr Denken integriert und vermeiden die Verabsolutierung des Logos, doch der Weltlogos spielt in Hartmanns Pantheismus immer noch eine gewisse Rolle.
Der vorliegende Band enthält drei Originalbeiträge von Hartmann: Mein Entwicklungsgang, Nietzsches „neue Moral“ und Stirners Verherrlichung des Egoismus. In den Erläuterungen zum philosophischen Briefwechsel zwischen Eduard von Hartmann und Arthur Drews beleuchtet der Herausgeber den Bekanntenkreis Hartmanns in knappen Porträts seines wichtigsten Schülers und Mitstreiters Arthur Drews, des Berner Philosophieprofessors Ludwig Stein, des jungen Rudolf Steiners, der Hartmanns Schriften schätzte und ihn persönlich kennen lernte, sowie des Kultur- und Religionsphilosophen Leopold Ziegler.
Der Briefwechsel mit Drews ist auch ergiebig für die Diskussionen zur Ästhetik, Religion, Monismus, Empfindungsqualitäten und Stellungnahmen zu Schopenhauer und Nietzsche. Der Band wird abgerundet durch den repräsentativen Lexikonartikel von Hans Eisler und eine chronologische Übersicht der Schriften Hartmanns, die seine Witwe Alma von Hartmann in den Kant-Studien veröffentlichte.
Zur Vertiefung dient die Monographie von Jean-Claude Wolf: Eduard von Hartmann. Ein Philosoph der Gründerzeit.
Der Herausgeber
Jean-Claude Wolf ist Ordinarius für Ethik und politische Philosophie in Freiburg in der Schweiz. Zu seinen Forschungsthemen gehören die Philosophie des 19. Jahrhunderts (unter anderem J.St. Mill und Nietzsche) und die zeitgenössische Ethik.
Eduard von Hartmann, Zeitgenosse und Gegenspieler Nietzsches, Jean-Claude Wolf (Hrsg.),
Königshausen & Neumann, 2006
ISBN 3-8260-3228-4, € 24,80 / SFr 44,10
ca. 160 Seiten, Broschur mit Fadenheftung, Format 23,5 x 15,5 cm, Erscheinungstermin: 1. Quartal
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