Prof. Dr. Karl Hahn (Univ. Münster):
Max Schelers Auseinandersetzung mit Nietzsches Ressentiment-These. Oder: Ressentiment, moderne Moral und europäische Identität
Nietzsches Entdeckung des Ressentiments als Quelle von Werturteilen ist für Max Scheler tiefgreifend und beachtenswert. Jedoch widerspricht er Nietzsches These, die christliche Liebesethik sei die „ feinste Blüte des Ressentiments“. Ressentiment sei vielmehr die Grundlage der modernen bürgerlichen Moral als Ausprägung niedergehenden Lebens. Nietzsches Verwechslung des modernen Humanitarismus mit der christlichen Liebe sei allerdings nicht zuletzt darin begründet, dass die christliche Liebesethik sich mit der Moderne verbunden, verschmolzen und verwischt habe. Als Beispiele hierfür nennt Scheler u.a. die christliche Demokratie und den christlichen Sozialismus, die zu Recht Nietzsches Ekel und Kritik erweckten. Damit ist die grundsätzliche Frage aufgeworfen, ob und inwieweit Christentum und Moderne kompatibel sind – eine Frage, die für die europäische Identitätsproblematik und Europas Zukunftsperspektiven von grundlegender Bedeutung ist.
Unkostenbeitrag € 8.–/6.–
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Montag, den 31. Oktober 2005, um 19.00 Uhr, in der Seidlvilla,
Nikolaiplatz 1b, München-Schwabing