Wir hören mit den Ohren, lesen mit den Augen, schreiben mit der Hand. Doch sind solche Akte niemals objektiv, d.h. unberührt von jeder Form: Der Leib ist nicht bloß ein Körper als Haushalt unserer Sinne und Glieder, sondern genauso das, was ihnen Richtung gibt.
In das Zentrum von Schwerings neuem Buch rückt damit ein sprachliches Gespür, das vor der Materialität oder Performativität von Texten als deren Bedingung erscheinen kann. Insofern eignet dem Leib ein konstruktives Element. Zugleich aber arbeitet – hört oder liest, spricht oder schreibt – ein sprachliches Gespür am Text, ohne dessen Ende bereits zu kennen. Auf solche Weise verschränken sich Leib und Sprache, Sprache und Leib im Zeichen einer doppelten Bewegung, in der sie sich stets befruchten sowie hemmen.
Gregor Schwering, Sprachliches Gespür. Rousseau – Novalis – Nietzsche
München, Wilhelm Fink, Feb. 2010, 393 S., 49,90 €